Der Antrag der Bürgerinitiative "Rettet die Schwebebahn!"
mit vereidigten Sachverständigen für Materialprüfung die Tragkonstruktion und den
Korrosionsschutz der Schwebebahn in der Zeit vom 21. - 24 November prüfen zu dürfen,
wurde von den Wuppertaler Stadtwerken jetzt abgelehnt. Oberbürgermeister Kremendahl
begrüßte diese Entscheidung der WSW. Damit hat der Skandal um den geplanten Totalabriß
der historischen Wuppertaler Schwebebahn eine neue Dimension erreicht: Stadt und
Stadtwerke stehen damit unter dem dringenden Tatverdacht, die Wuppertaler Schwebebahn ohne
zwingenden technischen und verkehrspolitischen Grund abzureißen.
Im Einzelnen bemühte sich unser Bürgerinitiative an folgenden Stellen
um Einsicht in die angeblich vorhandenen Gutachten, wonach das Gerüst völlig marode sei:
- Jeder Stadtverordnete erhielt am 26. März 1997 eine Anfrage mit 134 Fragen zum
Schwebebahnprojekt. In Fragen Nr. 32 bis 59 beziehen wir uns auf die Gutachten und baten
um Einsicht.
- Am 26. Mai erhielt der Rat der Stadt erneut die dringende Aufforderung den WSW die Frage
nach den Gutachten zu stellen.
- Am 2. Juni drängte unsere Initiative mittels einer Tischvorlage die Ratsmitglieder nach
den Gutachten zu fragen. Nicht ein einziger Stadtverordneter hat auf die Fragen reagiert
oder während einer Ratssitzung auf diesen Punkt aufmerksam gemacht oder nachgefragt.
- Diese Anfragen gingen auch an den Oberbürgermeister Dr. Kremendahl, der sie allesamt an
die WSW weiterleitete.
- Es wurde die damalige Aufsichtsratsvorsitzende der WSW, Frau Ursula Kraus nach dem
Gutachten gefragt. Das Schreiben blieb unbeantwortet.
- Die Anfrage ging ebenso an den Vorstandsvorsitzenden der WSW, Herrn Prof. Dr. Zemlin und
an den kaufmännischen Direktor der WSW, Herrn Böhm - wir erhielten keine Antwort!
- Auch dem Ministerpräsidenten des Landes NRW, Herrn Johannes Rau, wurde die Anfrage nach
den Gutachten zugeschickt. Der Ministerpräsident erklärte sich für das
Milliardenprojekt Schwebebahnausbau für nicht zuständig und verwies uns an das
Ministerium für Stadtentwicklung Sport und Kultur.
- Das Ministerium für Stadtentwicklung Sport und Kultur antwortet, daß ihm die von uns
gewünschten Gutachten zur Schwebebahn gar nicht vorliegen und im übrigen das
Verkehrsministerium dafür zuständig sei.
- Der Landeskonservator des Rheinlandes, Prof. Dr. Mainzer, erklärte, nur ein neues
Gutachten, das der Schwebebahn Standfestigkeit garantiere, könne sie retten. Wir sagten
dem Landeskonservator zu, uns um ein derartiges Gutachten zu bemühen, falls er uns das
angeblich vorhandene Gutachten zur Einsicht geben könnte. Darauf reagiert er mit keiner
Zeile - ebensowenig wie der gleichfalls angeschriebenen Prof. Jörg Schulze.
- Die Bürgerinitiative schaltete daraufhin den Petitionsausschuß des Landtages ein.
Dieser sieht sich nach Beratung des Gegenstandes angeblich außerstande die Gutachten
einzufordern, da die WSW ein privatrechtlich organisiertes Unternehmen seien.
- Die untere Denkmalbehörde der Stadt Wuppertal darf die Gutachten nicht zugänglich
machen.
- Auf ein Schreiben unseres Rechtsanwaltes an die Stadt Wuppertal erhielten wir erneut
abschlägigen Bescheid.
Der Briefwechsel mit sämtlichen Behörden kann jederzeit von
Redakteuren bei der Bürgerinitiative eingesehen werden.
Mittlerweile hat Oberbürgermeister Dr. Kremendahl auf einer
Veranstaltung im Rathaus Barmen Ende Oktober 1997 zum Thema "Was tut die Stadt gegen
die Korruption in Wuppertal?" eingeräumt, daß es ein Gutachten zum Zustand des
Schwebebahngerüstes "in dem Sinne" gar nicht gebe. Damit dürfte auch erklärt
sein, warum man es auch beim besten Willen nicht herausgeben kann.
Auf unseren Antrag, mit vereidigten Sachverständigen das Gerüst auch
in der oberen Gerüstbereichen analysieren zu dürfen, erhielten wir vom
Oberbürgermeister und den WSW am 30. Oktober die lapidare Antwort; "daß wir Ihnen
eine Erlaubnis zum Betreten der Schwebebahn-Tragkonstruktion nicht erteilen werden."
Das bestätigt und verstärkt einmal mehr den Verdacht, daß die
Schwebebahn einem Subventionsbetrug und nicht der Korrosion zum Opfer fällt.
Gez. Burkhard Stieglitz
Vorsitzender der Bürgerinitiative
"Rettet die Schwebebahn!" e. V.
Wuppertal, den 11.11.1997